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Metaverse

Spielen, Lieben, Verdienen - Eine visuelle Reise durch die Bausteine des Metaversums

Jul 27, 2022 Marcell Nimführ

Wie entsteht ein Metaversum, wer baut es auf und wer lebt darin? Begleite uns auf einer erstaunlichen Reise zu virtuellen Modeschauen, Immobilien mit Snoop Dogg und 16-jährigen Kindern, die mehr verdienen als ihre Eltern.

0. Bedingungen für ein Metaversum

Von einem Metaverse spricht man, wenn sich die physische und die virtuelle Welt vermischen, wenn sie miteinander interagieren, wenn digitale und reale menschliche Erfahrungen nahtlos ineinander übergehen, wenn die Grenzen zwischen beiden Welten verschwimmen. Die Entwickler haben die letzten fünf Jahrzehnte damit verbracht, diese neue Welt zu erschaffen, die entweder weder noch oder aber beides ist. Dies ist die Reise von Pong zu Sandbox und noch darüber hinaus, und die Erforschung der Bausteine, aus denen diese neue Welt aufgebaut ist.

1. Geburt eines Prä-Metaversums

Wir Menschen erleben virtuelle Welten nun schon seit einigen Jahrzehnten. Angefangen hat es vielleicht 1977 mit Ataris Pong – zwei sich bewegende senkrechte Linien, eine flache bewegliche Kugel und das namensgebende, leicht nervige Pong-Geräusch. Eine Plastikkonsole, alte Fernsehgeräte und wochenlanger Spaß für die ganze Familie. Noch kein Metaversum, aber ein erster Schritt: die Transformation von realen Spielen zu Bits und Bytes.

2. Das Virtuelle wird zur gesellschaftlichen Realität

Drei Jahrzehnte später, als der nächste Schritt in Richtung Metaverse getan wurde, war der virtuelle Globus immer noch eine flache Scheibe: virtuelle Welten wurden sozialisiert und miteinander vernetzt. Soziale Medien wie Facebook stellen digitale Jahrbücher und Freundschaftsbücher dar, Micro-Blogging wie etwa Twitter ist die digitale Pinnwand auf dem Uni-Campus der älteren Generation. Die Menschen verlegten die folgende Erfahrung in den Computer: die interpersonelle Kommunikation. Das ist immer noch kein Metaversum, wenngleich Meta uns das weismachen will. Aber Apps wie Tinder verbinden die beiden Welten – ein Swipe nach rechts – und schon trifft man sich in einem Café in der Innenstadt: Das Digitale geht jetzt in das Reale über.

3. … must be funny, in a rich man’s world

Money, money, money ist die dritte und bislang letzte Schicht, die vor etwa 13 Jahren mit der Erfindung des Bitcoin begann. Der Transport von Geld ins Metaverse passiert nicht durch den bloßen Kauf oder Verkauf von Waren, das gab es schon lange vorher. Kryptowährungen, gemischt mit einer sozialen Komponente und einem spielerischen Element, ermöglichen es, ein komplettes globales Universum zu schaffen, entweder offen oder in einer geschlossenen Schleife. Das Spiel hat das Reale ins Virtuelle verlagert, die sozialen Medien das Digitale in die Realität. Geld durchdringt alle Grenzen, bewegt sich hin und her und lässt die Frage nach dem Anfang und Ende des Realen verstummen.

4. Die Bausteine des Metaversums

Um es mit Neos Worten aus der Matrix zu sagen: „Wir brauchen Rechenleistung. Sehr viel Rechenleistung.“ Das Metaversum strebt nach einer gigantischen Multiplayer-Welt voller Interaktionen, die in 3D entweder mit erweiterten oder virtuellen Realitäts-Elementen möglich ist; untermauert mit einer sicheren und dezentralen Geldschicht. Alle diese Komponenten sind seit Jahre und Jahrzehnte bereits möglich, aber die Kombination erfordert schnellere CPUs (Intel) und GPUs (Nvidia), die die Cloud-Infrastruktur (AWS, Azure, Scaleway) antreiben und über unser bevorzugtes 5G-Netzwerk an unsere Geräte übertragen werden. Was für uns unsichtbar ist, treibt das Metaversum an.

5. Plastizität – Berühren und Fühlen und Furzen

Ein digitales Universum ist nur ein Stück Software ohne die Haptik. Berühre es mit Handschuhen (HaptX) wie in allen Science-Fiction-Filmen, setze dir mit einem, zugegebenermaßen immer noch klobigen, VR-Headset (Oculus VR) einen Kinosaal auf den Kopf, spiele Pokemon Go mit einer AR-Brille (Magic Leap) und unser Favorit, teleportiere die Erlebnisse und unsere sprachlosen Gesichter des Staunens über ein Hologramm (Looking Glass) in unser Wohnzimmer, in die Küche oder auf die Toilette. All das gibt es bereits, auch wenn das aktuelle Metaverse immer noch mehr nach Tetris als nach Ready Player One aussieht.

6. Virtualisierungswerkzeuge – daraus werden süße Träume gemacht

Mit der Unreal Engine können Softwarekünstler immer realistischere virtuelle Welten schaffen, vor allem für Spiele. Mit 3D-Modellierung und -Erfassung (Threekit) lassen sich Gesichter und Körper mit farbigen Punkten versehen, verfilmen und mit Texturen und Fell versehen. Erinnert sich noch jemand an das miserable Cats? Wir brauchen nicht nur einen Avatar, um uns im Metaverse zu bewegen, sondern können unser virtuelles Ebenbild auch mit nützlichen Funktionen versehen, wie zum Beispiel dem Tragen einer Brieftasche oder dem Verwahren der eigenen NFTs – „mein Affe, mein Beeple, mein legendärer RAF Camora“. Zu guter Letzt können wir volumetrische Videos hinzufügen, um ein nahezu dreidimensionales Erlebnis zu erzeugen. Willst du den nächsten Avatar in Decentraland mit mir und einer Million neuer Freunde zusammen ansehen?

7. Betrete den Drachen – virtuelle Welten

Das Metaversum, endlich. Wir können es zentralisieren und unsere jüngeren Kinder auf Roblox oder Minecraft herumtollen lassen, um Spaß zu haben. An den dezentralen Rändern des Universums ist nichts mehr rein. Die Schlagzeilen des Jahres 2022 werden von Gier beherrscht. Schon gehört, dass Snoop Dogg eine Villa in Dezentraland für eine halbe Million gekauft hat? Stell dir vor, was die Grundstücke in seiner rauchigen Umgebung wert sein werden? Wie wäre es mit der Befreiung tausender asiatischer Gamer, die sich Geld von verrückten reichen Amerikanern leihen (auch wenn es „Förderung“ genannt wird) und ihren Lebensunterhalt in Axie Infinity verdienen? Nur um dann festzustellen, dass der Job der Zukunft, nachdem kein neues Geld mehr fließt, zu schlecht bezahlter Sklavenarbeit für Klickdrohnen geworden ist.

8. Geld stinkt nicht

Besonders digitales Geld. Um das virtuelle Schwungrad zu schmieren, laden wir Zahlungsanbieter in unsere Wallets ein – Kreditkartendienste, Silicon-Valley-Früchte, die dich mit einem Gesichtsscan bezahlen lassen, Dutzende von NFT-Marktplätzen, Unmengen an Kryptobörsen und noch mehr Wallet-Entwickler. Geld ist das heißeste Gut im Metaversum und wir sehen ein Rennen zu unseren Herzen (und Taschen). Wer wird der Big Kahuna des Zahlungsverkehrs sein, der Fiat und Krypto, Einkaufen und Spielen, Verdienen und Ausgeben umfasst? Wir wetten, dass es weder eine klassische Bank noch ein rein kryptobasiertes Unternehmen sein wird. Ja, richtig gehört: Paypal und Coinbase!

9. Was macht man an einem verregneten Freitagnachmittag?

Das Metaversum bietet alles. Magst du Musik? Besuche ein virtuelles Konzert, nachdem du ein NFT gekauft hast, das zugleich Eintrittskarte, Merch und Schlüssel für den digitalen VIP-Bereich ist. Eine virtuelle Modenschau besuchen? Auch in Dezentraland heißt es entweder Prada oder nada. Noch bei der Arbeit? Nutze ein Tool wie Meeting VR oder triff dich in der Comicwelt von Gather auf einen After-Work-Drink. Im Metaverse kannst du sogar eine Versicherung abschließen. Ebenso kannst du Waffen erwerben, wie ein AK-47 tragendes NFT-Projekt auf der letzten Pariser Blockchain-Woche erklärte: Man muss sich im Metaverse verteidigen. Nun, das tun wir nicht. Im Moment konzentrieren wir uns auf Fußballkartenspiele (Sorare), die Drachenzucht aus Sternschnuppen (Levana) und Minecraft-meets-real-estate-listing (Sandbox). Hoffentlich treffen wir uns dort! In einer ganz neue Welt.


Alle Designs und Illustrationen sind von Lucas De Melo.