Warum der Network-Effekt der beste Weg ist, Frauen im Web3 zu unterstützen
Jul 11, 2022 Marilyn Wilkinson lesezeit 4 MIN
Unchained. Das Blockpit Magazine hat sich mit Bridget Greenwood zusammengesetzt, um über den Gender Gap in Web3 zu sprechen, warum dies ein Problem darstellt und was sich ändern muss. Bridget hat sich das Ziel gesetzt, mehr Frauen in einem weitgehend von Männern dominierten Bereich zum Erfolg zu verhelfen, was sie dazu inspirierte, The Bigger Pie zu gründen: Eine globale Community, die Frauen und geschlechtsspezifische Minderheiten unterstützt, die sich für Blockchain, Krypto, DeFi und neue Technologien interessieren. Bridget ist neben Dr. Amber Ghaddar auch Mitbegründerin von The 20bn Club, der von Frauen geführten Startups hilft, Finanzierung zu bekommen.
Mit über 20 Jahren Erfahrung im Finanzsektor begann Bridgets Reise mit Bitcoin und Blockchain im Jahr 2017. Bridget hatte die Folgen der Finanzkrise von 2008 miterlebt und war sofort überzeugt von der Aussicht auf ein alternatives System, frei von Regierungen und zentralen Behörden.
„Mir wurde klar, dass dies eine unglaubliche Technologie ist, die nicht nur in der Finanzwelt, sondern in allen Branchen eingesetzt werden kann, und ich wollte nicht, dass Frauen eine weitere Tech-Welle, einen weiteren Vermögenstransfer verpassen. Ich habe mich entschieden, Frauen in diesem Bereich zu unterstützen, weil wir einfach nicht genug haben.“
Ist Web3 ein Männerclub?
Während mehr Frauen in Krypto einsteigen, sind weniger als 5 % der Krypto-Unternehmer,innen weiblich, und unter den 121 führenden Krypto-Unternehmen der Welt haben nur fünf eine Frau an der Spitze, neben einem männlichen Mitgründer. Laut Bridget liegt das am Network-Effekt.
„Wenn wir bedenken, dass Bitcoin der Großvater von Blockchain und Web3 ist, entnehmen wir zwei Komponenten. Eine ist die Technik und eine ist Finanz. Und beide werden natürlich von Männern dominiert“, sagt Bridget. „Stellen wir sie zusammen, haben wir einen Network-Effekt, und offensichtlich wird der Network-Effekt bei Menschen auftreten, die dir ähnlich sind, die in deiner Community sind, und in diesem Bereich sind das eben vorwiegend Männer.“
Bridget selbst wurde von Leuten, die sie kannte, in die Welt der Kryptos eingeführt, ein Paradebeispiel für den Network-Effekt. “Vitamin B”ist mächtig, und die Verbindung zu den richtigen Menschen ist entscheidend, um in jedem Bereich voranzukommen. Bridget erkannte zum Beispiel, dass Anwältinnen andere Anwältinnen aus gemeinsamen Panel-Diskussionen kannten, aber sie sah eine Lücke im Web3-Raum für Gründerinnen, Managerinnen, Ingenieurinnen und neugierige Einsteigerinnen, um sich mit anderen Frauen in der Blockchain-Community zu verbinden .
Der NFT-Raum scheint aufgrund der kreativen Seite inklusiver und attraktiver für Frauen zu sein, wobei MSDs World of Women und Leah Sams Power of Women Vorreiter sind. Aber der Rest von Web3 hat noch einen langen Weg vor sich, insbesondere die Startup-Szene.
Gründerinnen erhalten weniger Finanzierung für Web3-Startups
Bridget betonte die Notwendigkeit, Gründerinnen zu unterstützen, die bei der Finanzierung ihres Startups benachteiligt sind. Leider scheint sich die Situation eher zu verschlechtern als zu verbessern. Vor der Pandemie erhielten Frauen 3 % der Finanzierung, gemischte Teams etwa 8–11 %, während der Rest an rein männliche Teams ging. Nun, sagt Bridget, ist diese Zahl in bestimmten Sektoren in bestimmten Ländern auf 2,2 % oder gar 1 % gesunken.
Laut Bridget ist dies auf den Network-Effekt zurückzuführen. Sie erklärt: „Man braucht eine persönliche Vorstellung an einen VC, und diese Bekanntenkreise sind großteils männlich. Es ist also schwierig, in diese Gruppe reinzukommen. Und wenn man bei VCs pitcht, egal ob man es bei einem männlichen oder einer weiblichen VC tut, treten unbewusste Vorurteile auf.“
Eine Studie der Harvard Business Review ergab, dass VCs männlichen und weiblichen Unternehmer.innen unterschiedliche Fragen stellen, was sich auf die Höhe der Finanzierung auswirkt. Interaktionen zwischen 140 prominenten Risikokapitalgebern (40 % davon weiblich) und 189 Unternehmer.innen (12 % weiblich) ergaben, dass von Männern geführte Startups fünfmal mehr Finanzeriung bekamen als die von Frauen geführten Startups.
Die Studie zeigte außerdem, dass Investor.innen bei Interviews mit männlichen Unternehmern eine „Aufstiegsorientierung“ nehmen und sich auf Hoffnungen, Erfolge, Fortschritte und Best-Cases konzentrieren. Umgekehrt wird gegenüber Unternehmerinnen eher eine „Präventionsorientierung“ genommen, die mit Sicherheit, Verantwortung und Wachsamkeit assoziiert wird.
Ein Problem für alle, nicht nur für Frauen
Bridget weist darauf hin, dass der Mangel an Frauen in Spitzenpositionen im Web3-Bereich ein echtes Problem darstellt – nicht nur für Frauen, sondern auch für die Technologie an sich, da die Ungleichheit eine Massenakzeptanz verhindern wird.
„Wie kann man die Bedürfnisse der Welt verstehen, wenn nur einige Menschen mitwirken?“ fragt Bridget. „Wenn nicht alle am Design-, Entwicklungs- und Implementierungstisch sitzen, einschließlich Frauen, die die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, werden wir nicht in der Lage sein, relevante Lösungen auf globaler Ebene zu entwickeln, und diese werden auch keine Massenadoption erreichen. Es ist enorm wichtig, dass wir Frauen mit einbeziehen.“
Typischerweise wurden technologische Durchbrüche im Laufe der Geschichte laut Bridget mit Blick auf die Bedürfnisse von Männern geschaffen. Als Beispiel nennt sie das iPhone.
„Das iPhone sowie die meisten Dinge werden für Männer entwickelt. Wenn du dir die Größe eines iPhones ansiehst, merkst du, es wurde es für die Hand eines Mannes entwickelt. Die Benutzerfreundlichkeit eines iPhones ist für jemanden mit kleineren Händen sehr unterschiedlich. Es ist allgegenwärtig, absolut überall, wo wir sind.“
Der Wert weiblicher Vorbilder
Bridget legt viel Wert auf weibliche Vorbilder und die Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen, damit solche Jobs ein attraktives und realistisches Ziel für junge Frauen und Mädchen sind.
„Ohne Vorbilder geht nichts – man kann nicht das werden, was man nie gesehen hat“, sagt Bridget. „Ich weiß, dass einige Leute behaupten, dass wir ein MINT-Pipeline-Problem haben, da nicht so viele junge Mädchen in die Technik kommen, aber ich halte diesen Weg für keinen vernünftigen Lösungsansatz. Wir müssen Frauen dazu bringen, auf C-Level-Ebene zu gelangen und sichtbare Vorbilder zu werden, damit sie in jüngeren Jahren schon merken, dass dieser Weg für sie mögich wäre.”
Bridget betont auch, wie wichtig es ist, sichere Bereiche zu schaffen, Veranstaltungen integrativer zu gestalten und die Gleichstellung der Geschlechter bei Konferenzen und Podiumsdiskussionen zu gewährleisten, damit sich alle sicher und willkommen fühlen.
Der größere Kuchen
Bridget beschloss, The Bigger Pie für Frauen zu gründen, um einen sicheren Ort anzubieten, wo Frauen ihre Kontakte und Ressourcen miteinander teilen und die Möglichkeiten im Web3-Bereich gemeinsam entdecken können. Bridget erklärt, dass dies dringend nötig war.
„Ich habe Frauen in diesem Bereich kontaktiert und gefragt: ‚Haben Sie das Gefühl, dass Sie unterstützt werden müssen, weil Sie eine Frau sind?‘ Erinnert sich Bridget. „Und die überwältigende Antwort war ‚Ja‘“.

Bei The Bigger Pie dreht sich alles darum, den Network-Effekt zu nutzen, damit Frauen anderen Frauen zum Erfolg im Web3-Bereich verhelfen können.
„In Hinblick auf das Wachstum von The Bigger Pie war der Network-Effekt unglaublich wichtig“, sagt Bridget. „Wir haben wirklich eine Kultur der Gegenseitigkeit. Wir haben Frauen in Spitzenpositionen in der C-Suite, die unglaublich beschäftigt sind, sich aber immer Zeit nehmen, um Fragen zu beantworten, ihre Bekanntenkreise zu öffnen, auf Ressourcen hinzuweisen und auch sonst unterstützen. Es gibt keine dumme Frage. Niemand redet irgendwie über dich hinweg, redet zu dir herunter. Und ich denke, das ist unglaublich wichtig, wenn Menschen in einen neuen Bereich einsteigen.“
Web3 ist unsere Chance, es besser zu machen
Web3 ist unsere Chance, einen höheren Standard zu setzen und ein höheres Maß an Parität zu erreichen, anstatt die gleichen Fehler zu wiederholen und die gleichen Ungerechtigkeiten aus der Web2-Welt zu wiederholen.
Bridget sieht Web3 als Chance, die Dinge richtig zu machen, und das immense Potenzial der Blockchain-Technologie ist ein Hauptgrund, warum sie sich entschieden hat, The Bigger Pie auf Web3 statt auf andere Technologie-Bereiche zu konzentrieren.
„Wir stehen noch am Anfang, obwohl wir schon über ein Jahrzehnt dabei sind“, sagt Bridget. „Ich halte es immer noch für wahrscheinlich, dass viele der Unternehmen, die Erfolg haben werden, noch nicht gegründet wurden. Wenn wir also beim Aufbau dieser Teams einen Impact machen können und gleich zu Beginn für Geschlechtergerechtigkeit sorgen, ist das viel einfacher, als in einem Bereich, in dem die Kultur bereits festgelegt wurde.“

Möchtest du mehr über Bridgets Ansichten zu Frauen in Web3 erfahren? Höre dir unser vollständiges Gespräch im Podcast an.